Die 17 Gyalwang Karmapas

1. Düsum Khyenpa (1110 – 1193)

wurde in Osttibet geboren. Seine ersten religiösen Unterweisungen erhielt er von seinen Eltern. In seiner Jugend bekam er Unterweisungen von vielen verschiedenen Meistern. Im Alter von 20 Jahren nahm er die vollen monastischen Gelübde. Mit 30 machte er sich zum Kloster Gampopas auf, um von ihm Instruktionen zu bekommen. Gampopa und zwei andere wichtige Lehrer dieser Zeit erkannten, dass es sich bei diesem außergewöhnlich begabten Schüler um jenen vorhergesagten Mann handelte, von dem man in den alten Schriften lesen konnte: 1600 Jahre nach dem Hinübergehen Buddha Shakyamunis würde ein Mann mit großen spirituellen Fähigkeiten und unermesslichem Mitgefühl geboren werden. Er, mit dem Namen Karmapa, würde eine Linie der Übertragung gründen und die Nachfolge von Inkarnationen beginnen.

Nachdem Karmapa alle dafür notwendigen Unterweisungen von seinem Lehrer bekommen hatte, begab er sich für vier Jahre in strenge Zurückziehung, um dann die vollständige Übertragung der geheimen Unterweisungen der Kagyu Tradition zu bekommen. Dann zog er sich wieder in völlige Einsamkeit zurück, wo er die letztendliche Untrennbarkeit von Samsara und Nirvana realisierte. Düsum Khyenpa, „der Kenner der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ hatte vollständige Erleuchtung erlangt.

Düsum Khyenpa gründete das Kloster Tsurphu nahe von Lhasa und gegen Ende seines Lebens hinterließ er seinem Hauptschüler Drogön Rechen, dem Vorgänger der Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche Linie, einen Brief mit allen zum Auffinden der Wiedergeburt notwendigen Details.

2. Karma Pakshi (1206 – 1283)

wurde in eine aristokratische Familie geboren. Er war der erste anerkannte Tulku Tibets. Seine Geburt wurde von glücksverheissenden Zeichen begleitet und in seiner Jugend zeichnete er sich durch seinen Lerneifer aus. Im Alter von nur zehn Jahren zum Beispiel konnte er einen Dharma Text, den er nur einmal gelesen hatte, auswendig wiedergeben. Mit elf Jahren erhielt er seine ersten Gelübde und verbrachte die nächsten zehn Jahre mit intensiver Meditation ohne Unterbrechung und dem Studieren der profundesten Texte. Aufgrund der schwierigen politischen Situation musste Karma Pakshi das Gebiet verlassen und gründete in Ost Tibet Tara Gön, ein großes Kloster. Dann reiste er durchs Land und gab Unterweisungen und suchte all jene Klöster auf, die Düsum Khyenpa gegründet hatte. Nach elf Jahren kehrte er zurück nach Tsurphu, das inzwischen zerstört worden war. Der Wiederaufbau dauerte sechs Jahre. Karmapas Ruf verbreitete sich weit und so gelangte eine Einladung des Mongolischen Herrschers Kublai Khan zu ihm, der ihn bat, zu kommen. Aber erst Karma Pakshis zweiter Besuch bei Hof war erfolgreich. Zutiefst von Karma Pakshis Fähigkeiten berührt, begnadigte der Herrscher Gefangene und versprach auf Wunsch Karmapas, in Zukunft alle buddhistischen Traditionen zu unterstützen. Fünf Monate bevor er hinüberging, informierte Karmapa ein junges Paar, das auf Pilgerreise war, dass er sich bei ihnen reinkarnieren würde und gab alle weiteren Instruktionen seinem Hauptschüler Urgyenpa, der sein Lehrer im nächsten Leben werden sollte.

3. Rangjung Dorje (1284 – 1339)

wurde wie vorhergesagt, als Sohn der beiden Pilger in Südtibet geboren. Das Neugeborene setzte sich in Meditationshaltung und erklärte „der Mond ist aufgegangen.“ Da die Mutter die Prophezeiung bereits vergessen hatte, sah sie dieses Verhalten als schlechtes Omen und wusch den Mund des Kindes mit Asche aus. Rangjung Dorje blieb still für die nächsten drei Jahre. Als er drei Jahre alt war, forderte er seine Spielkameraden auf, ihm einen Thron aus Torf zu bauen, den er sofort bestieg, als er fertig war und gab seinen Freunden erste Unterweisungen. Als Urgyenpa Geschichten über das Kind zu Gehör gekommen waren und er auch einige Visionen gehabt hatte, bereitete er alles für den Empfang seines wiedergeborenen Lehrers vor. Nach erfolgreichem Ablegen aller Prüfungen wurde der Knabe zur Reinkarnation Karma Pakshis offiziell erklärt und inthronisiert. Mit sieben Jahren erhielt er seine ersten Gelübde und mit siebzehn zog er sich zu einem Retreat zurück. Rangjung Dorje erhielt nicht nur alle Kagyu, sondern auch alle Nyingma Übertragungen, was den Anfang der so oft zitierten Rime Bewegung bedeutete. Rangjung Dorje studierte Medizin und Astrologie und reformierte sie. Auch er besuchte alle Klöster seiner Vorgänger und folgte einer Einladung an den Chinesischen Hof. Bei seinem Eintreffen fand er den Herrscher allerdings schon, wie er zuvor in einer Vision gesehen hatte, tot. So inthronisierte er den jüngeren Bruder des Herrschers, Toghon Temur, der ihm den Titel „Allwissender der Religion, Buddha Karmapa“ verlieh. Er wurde später einer seiner hingebungsvollsten Schüler. Karmapa ging letztlich im Alter von 55 Jahren hinüber und in dieser Nacht konnte man ihn im Kreis des Vollmondes sitzen sehen.

4. Rolpe Dorje (1340 – 1383)

wurde der Prophezeiung gemäß in Kongpo geboren. Auch hier hatte die Mutter während der Schwangerschaft verheißungsvolle Träume. Kaum geboren, verkündete das Kind „O MANI PEME HUNG HrI, ich bin Karmapa“. Die Suchgruppe Tsurphus erreichte das Haus bald und so wurde er zu dem von Gampopa gegründeten Kloster gebracht. Mit elf Jahren erhielt er seine ersten Gelübde und in seiner Jugend erhielt er alle formellen Übertragungen von Kagyu und Nyingma. Mit neunzehn Jahren folgte er der leidenschaftlichen Einladung Thoghon Temurs an den Chinesischen Hof, wo er viele Wunder vollbrachte sowie seine Vorgänger auch. Da er das Herannahen des Kaisers Tod sah und schon einige Jahre am Hof verbracht hatte, beschloss er, das Land zu verlassen, um nicht in politische Querellen verstrickt zu werden. Bei seiner Heimreise nach Tibet gründete er mehrere Klöster und gab einem besonderen Knaben, von dem er dessen große Wichtigkeit für den Buddhismus in Tibet voraussah, die ersten Gelübde. Dieser war Tshongkhapa, der später die Gelugpa Tradition gründen sollte, die bekannt ist für die Linie der Dalai Lamas. Als der Kaiser gestorben war, war damit auch die Mongolische Yuan Dynastie beendet und so bestieg der Chinesische Herrscher der Ming Dynastie den Thron. Auch er lud Karmapa ein, der aber anstatt seiner Repräsentanten schickte. Mit nur vierunddreißig Jahren verließ Rolpe Dorje seinen Körper, damit den Chinesischen Einmarsch in Tibet verhindernd. Während seiner Einäscherung konnte man überall Regenbogen sehen und sein Bild wurde im Himmel in der Mitte eines Kreises gesehen, der von einem Regenbogen umgeben war, auf einem Löwen reitend, getragen von Sonne, Mond und Sternen.

5. Dezhin Shegpa (1384 – 1415)

wurde in Südtibet geboren, auch seine Geburt war von außergewöhnlichen Zeichen begleitet. Und wie seine Vorgänger erklärte auch er kaum geboren, er sei Karmapa. Bald sprach sich die Kunde bis nach Tsurphu herum und so wurde er mit der Hilfe des Prophezeiungsbriefes erkannt und inthronisiert. Sowie auch seine Vorgänger verbrachte er seine Kindheit mit intensivem Studium und Meditation und erhielt seine ersten Gelübde im Alter von sieben Jahren. Auch er wurde an den Chinesischen Hof eingeladen und folgte dieser Einladung gemeinsam mit seinem Hauptschüler, dem ersten Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und vielen anderen Mönchen und Lamas. Wiederum war der Hof von Karmapas Wundertaten beeindruckt und wollte Dezhin Shegpa dabei helfen, die wichtigste Tradition zu werden. Auch diesmal überzeugte Karmapa den Kaiser, dass eine Vielfalt an Traditionen immer besser sei als nur eine einzige. Yunglo, der Kaiser, wurde ein hingebungsvoller Schüler und erreichte die Stufen eines Bodhisattvas. Während einer Zeremonie sah er als Vision die Schwarze Vajra Krone, die vom Haar von hunderttausend Dakinis gewoben war. Um allen anderen, die den hohen Grad an Verwirklichung noch nicht erreicht hatten, ebenfalls die Möglichkeit zu geben, diese Krone zu sehen, ließ er eine Replika anfertigen, die heute in Rumtek, Sikkim aufbewahrt wird. Karmapa verließ letztlich seinen Körper im Potala und hinterließ genaue Instruktionen, die zur Auffindung der nächsten Inkarnation führten.

6. Tongwa Döndän (1416 – 1452)

wurde wie vorausgesagt in der Nähe des Karma Gön Klosters geboren. Wieder hatten seine Eltern während der Schwangerschaft der Mutter verheißungsvolle Träume. Als Tongwa Döndän geboren war, setzte er sich aufrecht hin und lächelte seine Mutter an. Im Alter von zwei Jahren erklärte er, er sei frei von Namen, Plätzen und die Krönung aller lebenden Wesen, viele zur Befreiung führend. Mit drei Jahren wurde er erkannt und inthronisiert und mit neun Jahren erhielt er seine erste Ordination. Er wurde als der Verfasser vieler Gebete bekannt und entwickelte ein liturgisches System für Karma Kagyu. Seine beiden Hauptschüler waren der zweite Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und der erste Goshir Gyaltsab Rinpoche. Da Gyalwa Karmapa wusste, in dieser Inkarnation nicht allzu lange auf dieser Erde zu verweilen, setzte er Gyaltsab Rinpoche als seinen Regenten ein und gab ihm alle Instruktionen für die nächste Inkarnation.

7. Chödrag Gyatsho (1454 – 1506)

sprach bei seiner Geburt und erstaunte seine Eltern in seiner frühesten Kindheit mit tiefgründigen Aussagen über alles Sein. Nachdem er von seinen Eltern zu Gyaltsab Rinpoche gebracht worden war, wurde er mit neun Monaten erkannt. Die wichtigsten Lehrer des sechsten Karmapa waren der zweite Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und der erste Gyaltsab Rinpoche. Seine ersten Gelübde erhielt er mit neun Jahren. Sein ganzes Leben war geprägt von seinen friedensstiftenden Aktivitäten, mehrmals konnte er Kriege verhindern. Er etablierte eine Shedra, eine buddhistische Universität, in Tsurphu, die durch ganz Tibet hindurch bekannt wurde. Als es Zeit dafür war, übergab er den Prophezeiungsbrief an Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und erklärte, die Zeit seines Todes sei nahe.

8. Mikyö Dorje (1507 – 1554)

wurde in Osttibet geboren und wie seine Vorgänger erklärte auch er, er sei der Karmapa. Davon informiert, bestätigte  Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche die Inkarnation. Zu dieser Zeit gab es auch einen zweiten Kandidaten, aber als Gyaltsab Rinpoche beide Knaben, die nach Tsurphu gebracht worden waren, gesehen hatte, verbeugte er sich spontan vor dem zuvor bestätigten Knaben. Gyalwang Karmapa wurde daraufhin inthronisiert und erhielt seine erste Ordination von Sangye Nyenpa Rinpoche, einem Schüler des siebten Karmapas. Der achte Karmapa war ein berühmter Gelehrter und einer der hervorragendsten Philosophen, aber auch ein hervorstechender Künstler, der den Karma Gadri Stil der Thangka Malerei ins Leben rief. Er erkannte den vierten und fünften Shamar Tulku und den vierten Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, den er inthronisierte, an, welcher dessen Hauptschüler wurde. Später erkannte er den vierten Gyaltsab Rinpoche an. Mit nur neununddreißig Jahren sah er sein rasches Hinübergehen voraus, aber von seinen Schülern gebeten, noch nicht von ihnen zu gehen, verlängerte seine Lebensspanne um weitere acht Jahre. Als er letztendlich diese Sphäre verließ, waren viele glücksverheißende Zeichen im Himmel zu sehen und wertvolle Reliquien wurden in der Asche gefunden.

9. Wangchug Dorje (1556 – 1603)

wurde auch wieder in Osttibet geboren. Noch im Bauch seiner Mutter hörte man ihn Mani Mantras rezitieren und sie hatte verheißungsvolle Träume. Wieder setzte sich das Neugeborene in Meditationshaltung, in der es für drei Tage verblieb und erklärte, Karmapa zu sein. Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche anerkannte den Knaben als den neunten Karmapa und gab ihm seine erste Einweihung in Amitayus. Mit fünf Jahren erhielt er seine ersten Gelübde. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Wangchug Dorje in einer Art monastischen Reisezeltlager in Meditation. Er war die erste Inkarnation, die von offiziellen weltlichen Herrschern anerkannt wurde. Er spielte eine wichtige Rolle als Friedensstifter während der politisch stürmischen Zeit, in der er lebte. Wangchug Dorje erhielt auch eine Einladung vom bhutanesischen König, der er folgte, was den Beginn einer engen Beziehung der Karmapas zum bhutanesischen Hof darstellte. Auch erhielt er eine Einladung an den Sikkimesischen Hof, der er aber nicht nachkommen konnte. Anstatt seiner sendete er Vertreter. Die Klöster, die dann errichtet wurden, segnete Karmapa von Tibet aus. Eines von ihnen war Rumtek, das sieben Inkarnationen später zum Exilsitz Karmapas außerhalb von Tibet werden sollte. Bevor er im Alter von siebenundvierzig dahinschied, hinterließ er einen Prophezeiungsbrief, der alle Instruktionen enthielt.

10. Chöying Dorje (1604 – 1674)

wurde auch in Kham, Osttibet geboren. Auch er erklärte kaum geboren, dass er Karmapa sei. Der Monarch dieser Region, dem die Nachrichten zu Ohr gekommen waren, ließ den Knaben an seinen Hof bringen und ihm eine aristokratische Erziehung angedeihen. Der sechste Shamarpa schließlich anerkannte die zehnte Inkarnation und inthronisierte sie im Alter von acht Jahren. Shamar Rinpoche und Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche wurden zum Hauptlehrer für Karmapa. Die politisch turbulente Zeit ließ Chöying Dorje immer wieder zum Friedensstifter werden, so verhinderte er zum Beispiel einen Einmarsch der Chinesischen Armee auf Lhasa durch seine meditativen Kräfte. Schließlich verließ er das Land, ging nach Bhutan und kam erst viele Jahre später wieder nach Tibet zurück. Mit siebzig Jahren erklärte er sein nahes Hinübergehen und übergab den Vorhersehungsbrief seinem Attendant.

11. Yeshe Dorje (1676 – 1702)

wurde auch in Kham geboren. Genauso wie seine Vorgänger erklärte auch er, Karmapa zu sein und richtete sich kaum auf der Welt mit gekreuzten Beinen auf. Das Kind wurde bald gefunden und nach Tsurphu gebracht, inthronisiert und vollzog seine erste Schwarze Kronen Zeremonie. Seine ersten Gelübde erhielt er von Shamar Tulku, der ihn gemeinsam mit Gyaltsab Rinpoche der Vorhersehung entsprechend gefunden hatte. Viele der durch den Einfall der Mongolen zerstörten Klöster wurden von Yeshe Dorje wieder aufgebaut. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in tiefer Meditation. Bevor er seinen Körper zurückließ, übergab er den Prophezeiungsbrief an den achten Shamarpa, den er genauso wie den siebten Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche gefunden hatte.

12. Jangchub Dorje (1703 – 1732)

wurde wieder in Kham geboren. Mit zwei Monaten erklärte er, Karmapa zu sein. Shamar und Mingyur Rinpoche machten sich zum Geburtsort auf und ein weißer Regenbogen, der auf dem Dach des Hauses endete, wies ihnen den Weg. Nach den Tests wurden alle Ergebnisse an Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche geschickt, der dann kam, um die neue Inkarnation zu treffen. Sein Hauptlehrer war der große, achte Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, Situ Chökyi Jungne. Die Lebenszeit des zwölften Karmapa war wieder eine politisch turbulente Zeit. So verließ Jangchub Dorje Tibet, folgte einer Einladung des nepalesischen Königshauses und ließ sich gemeinsam mit Shamar, Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und Gyaltsab Rinpoche in Nepal nieder. Die Gruppe reiste an viele heilige Plätze und der junge Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche beeindruckte unzählige indische buddhistische Gelehrte mit seiner Eloquenz, Wissen und Sprachkenntnis. Als direkte Folge darauf wurden viele Hindu Philosophen seine Schüler, was ihn zu einem der berühmtesten asiatischen Gelehrten werden ließ. Wieder zurück in Tsurphu, folgte Jangchub Dorje einer Einladung nach China, wo er viele tibetische Klöster und Tao Tempel besuchte. Aufgrund der politisch instabilen Zeit sah er es für nötig, seinen Körper zurückzulassen und ging schließlich im Alter von siebenunddreißig Jahren hinüber, nachdem er den Vorhersehungsbrief an Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche übergeben hatte.

13. Düdül Dorje (1733 – 1797)

wurde in Zentraltibet geboren. Als Kind erzählte er viele Geschichten seiner früheren Geburten, was sich bald herumsprach und auch Gyaltsab Rinpoche erreichte. Nach Tsurphu gebracht wurde Düdül Dorje in der Anwesenheit des siebten Dalai Lama inthronisiert, mit der Schwarzen Krone gekrönt und vollzog seine erste Schwarze Kronen Zeremonie. Wiederum war sein Hauptlehrer der achte Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, der aufgrund seines langen Lebens den zwölften und dreizehnten Karmapa erlebte. Von ihm erhielt Gyalwang Karmapa im Alter von zwölf seine erste Ordination. Auch ihm wurde nicht nur die Kagyu, sondern auch die Nyingma Linie übertragen. Mit neununddreißig reiste er nach Palpung, dem Sitz der Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, wo er die noch ausstehenden Übertragungen erhielt. Zurück in Tsurphu verbrachte er viele Jahre in Karma Pakshis Retreat Platz. Düdül Dorje fand und inthronisierte den neunten Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und übergab ihm den Prophezeiungsbrief, bevor er im Alter von vierundsechzig Jahren seinen Körper zurückließ.

14. Thegchog Dorje (1798 – 1868)

wurde in Kham geboren und auch seine Geburt wurde von vielen wunderbaren Zeichen begleitet. Thekchog Dorje wurde nach Tara Gön gebracht, anerkannt und vom neunten Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche inthronisiert, von dem er seine gesamte spirituelle Erziehung und seine ersten Gelübde erhielt. Mit neunzehn reiste er schließlich nach Tsurphu, baute das Kloster wieder auf, reparierte die Stupas und kleineren Tempel in der Umgebung und gründete ein Meditationszentrum. Thegchog Dorje wurde bekannt für die Rime Bewegung, die er unterstützte, da er alle Übertragungen der vier Schulen des Tibetischen Buddhismus erhalten hatte. Es war die Zeit, in der sich hauptsächlich die Kagyu und Nyingma Tradition austauschten. So erhielt Karmapa vom bekannten Tertön und Visionär Chögyur Lingpa das Vajrakila Tantra, das von nun an in die Rituale des Tsurphu Klosters integriert wurde. Chögyur Lingpa hatte, als er auf Besuch im Karma Kloster war, eine Vision von allen zukünftigen Karmapas bis hin zum einundzwanzigsten, welche vom Abt des Klosters aufgeschrieben und in einem Thangka auf Seide festgehalten wurde. Er prophezeite, dass das Kontinuum des 17. Karmapa mit jenem des 12. Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoches vermischt sein und dadurch die Linie erblühen werde. Bevor er seinen Körper im Alter von siebzig Jahren verließ, übergab er alle Instruktionen an seine beiden Brüder. Der spirituelle Erbe des vierzehnten Karmapa war Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye.

15. Khakyab Dorje (1871 – 1922)

wurde in Westtibet geboren. Wie seine Vorgänger zeichnete er sich auch schon in seiner Jugend durch seine überragende Intelligenz aus und im Alter von nur vier Jahren komponierte er Liturgien. Mit sechs Jahren endlich wurde er vom ersten Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye entdeckt, der sein Hauptlehrer wurde und nach Bestehen aller traditionellen Prüfungen nach Tsurphu gebracht. Von seinem Lehrer erhielt er nicht nur alle Übertragungen, sondern wurde auch in Medizin, Kunst, Linguistik und mehr unterrichtet. Mit elf Jahren traf er den dreizehnten Dalai Lama und reiste dann weiter nach Palpung. Gemäß den Anweisungen seines bereits dahingeschieden Lehrers legte er die Mönchsgelübde zurück und hatte zwei Gefährtinnen. Der Grund wurde bald offensichtlich: er verschaffte der Reinkarnation seines Lehrers Jamgön Kongtrul Rinpoche, einen neuen Körper, der später sein Hauptschüler wurde. Weiters gab er alle Details zur Wiederauffindung des elften Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoches, anerkannt ihn, überwachte dessen Inthronisation und wurde dessen Hauptlehrer. Weitere erkannte er die neue Inkarnation Gyaltsab Rinpoches an und zog sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert in ein strenges zehn Jahre dauerndes Retreat in eine der Zurückziehungen Tsurphus zurück. Einige Jahre, bevor er seinen Körper zurückließ, übergab er den Vorhersehungsbrief an seinen engsten Vertrauten.

16. Rangjung Rigpe Dorje (1924 – 1981)

wurde in Kham geboren. Schon im Bauch der Mutter hörte man ihn Mani Mantras rezitieren und als er geboren wurde, erschienen viele glücksverheißende Zeichen. In der Zwischenzeit war der Brief des fünfzehnten Karmapas von Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und Jamgön Rinpoche geöffnet worden und er wurde daraufhin vom elften Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche anerkannt. Er verblieb noch einige Jahre bei seiner Familie, bevor er nach Palpung gebracht, dort inthronisiert wurde und seine ersten Gelübde erhielt. Dann, von den Rinpoches Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, Goshir Gyaltsab, Jamgön Kongtrul und Pawo begleitet, wurde er nach Tsurphu gebracht. Die meiste Zeit seiner Jugend verbrachte er in ausgiebigen Retreats. Mit siebzehn Jahren, als er auf Pilgerreise war, schrieb er in Lhatok, dem Geburtsort des siebzehnten Karmapas, eine Prophezeiung in Gedichtform, in der er offenbarte, dass Tibet eingenommen und er fliehen würde. Seine anderen Pilgerreisen führten ihn nach Nepal und Indien, wo er heilige Plätze aufsuchte. Auf Einladung des Sikkimesischen Königshofes vollzog er dort eine Schwarze Kronen Zeremonie, besuchte China gemeinsam mit dem vierzehnten Dalai Lama, während derer er die Umstände der Geburt des zwölften Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche bekannt gab und kehrte 1955 nach Tsurphu zurück. Während der chinesischen Invasion 1959 verließ Karmapa gemeinsam mit hundertsechzig Tulkus, Lamas, Mönchen und Laien seine Heimat und brach nach Indien auf, wo ihm der König von Sikkim Land darbrachte, auf dem nahe dem alten Kloster das neue Rumtek aufgebaut wurde. Von Rumtek aus verbreitete sich Karma Kagyu über die ganze Welt und so machte sich Rangjung Rigpe Dorje 1974 auf seine erste Welttournee auf, eine zweite folgte 1976. 1981 ließ Seine Heiligkeit, der sechzehnte Karmapa seinen Körper in Chicago zurück. Nach seinem Dahinscheiden verblieb sein Körper für weitere drei Tage in voller Meditationshaltung und sein Herz warm. Nach der Einäscherung wurden viele Reliquien aus der Asche geborgen. Das Herz sprang während der Kremationszeremonien aus dem Feuer und kam bei den Füßen Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche zu liegen. Es ist in einem eigenen Stupa in Rumtek aufbewahrt.

17. Orgyen Thrinley Dorje (1985 – )

wurde am 26. Juni 1985 in Kham in Lhatok geboren. Auch bei seiner Geburt wurden wunderbare, glücksverheißende Zeichen vernommen. Die Regenten hatten vier Jahre lang ergebnislos nach der Wiedergeburt gesucht, bis Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche sich eines Amuletts erinnerte, das ihm Rangjung Rigpe Dorje gegeben hatte. In ihm war der Prophezeiungsbrief, der alle Details zum Wieder finden enthielt. Damals war Gyalwang Karmapa bereits sieben Jahre alt. Er erzählte seiner Familie eines Tages, dass eine Suchmannschaft bald eintreffen werde, die komme, ihn zu sehen und veranlasste die Familie, jenen Platz aufzusuchen, an dem der sechzehnte Karmapa seine Prophezeiung niedergeschrieben hatte. Orgyen Thrinley Dorje wurde am 30. Juni 1992 vom S. H. dem vierzehnten Dalai Lama und allen Oberhäuptern der anderen Traditionen des Tibetischen Buddhismus als die siebzehnte Inkarnation des Gyalwang Karmapa anerkannt. Dann nach Tsurphu gebracht, wurde er am 27. September 1992 in der Anwesenheit der Chinesischen Regierung formell von Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche und Gyaltsab Rinpoche inthronisiert – die erste Anerkennung Chinas einer Reinkarnation. Seine ersten Gelübde legte Gyalwang Karmapa vor dem Jowo im Jokhang in Lhasa ab. Am nächsten Tag gab er eine Einweihung in Chenräzig. Sowie alle seine Vorgänger auch, vollbrachte er bereits in jungen Jahren Wundertaten und hinterließ zum Beispiel einen Handabdruck in einem Stein, der daraufhin in die Mauer einer der Tempel Tsurphus eingemauert wurde. Orgyen Thrinley Dorje erhält seine Ausbildung unter der Leitung und von seinem Wurzelguru, dem zwölften Chamgon Kenting Tai Situ Rinpoche, sowie seinen Hauptlehrern, dem zwölften Gyaltsab Rinpoche und Khenchen Thrangu Rinpoche. Der siebzehnte Karmapa verließ Tolung Tsurphu in Tibet im Dezember 1999 und kam am 5. Jänner 2000 in Indien an, wo er seitdem alle Übertragungen der Kagyu Linie erhält. Seine Aktivitäten florieren.

exzerpiert aus „The Himalayas and Beyond