Look, listen and learn

Manche von Ihnen können sich vielleicht noch an die legendäre Schulbuchreihe “Look, listen and learn” erinnern, mit der wir in den 80er Englisch in den Schulen erlernen sollten. Wenn ich in Ihre Gesichter sehe, kann ich erkennen, dass Sie sich erinnern.

Nun, ich möchte heute weder über Schule, noch Bildung im bekannten Sinne sprechen, vielmehr unser aller Augenmerk auf die klingende Überschrift als solche lenken. Der Titel heißt uns, zusehen, zuzuhören und daraus zu lernen. Im Speziellen möchte ich mich dem Hin- oder Zuhören widmen.

Die Art und Weise, wie wir Dinge wahrnehmen, hängt von unseren störenden Emotionen ab. Sind wir eifersüchtig, nehmen wir alles als eifersüchtigen Angriff unserer Umwelt wahr, sind wir stolz, glauben wir in allen anderen unbeschreiblichen Stolz zu erkennen. Sind wir voller Anhaftung (egal, welcher Natur diese Anhaftung ist, denn manche Menschen haften ihrer Angst an, als wäre es ihr größter Schatz), sehen wir alles durch genau jene Brille usw. D. h., egal, wie sehr wir uns anstrengen, so ist alles eingefärbt durch unsere eigenen Neurosen.

Aufgrund dessen ist es umso wichtiger, uns darin zu schulen, richtig zuhören zu lernen. Wenn der Lama etwas erklärt, sollten wir entspannt, mit Vertrauen mit dem Herzen hören. Zumeist aber hören wir mit dem Hirn und noch während des Hörens setzt sich selbiges in Bewegung, um Gehörtes abzuwehren, ad absurdum zu führen und verdreht abzuspeichern, um Ego zu beweisen, dass nur es und niemand anderer der Boss im Geschehen ist. Es ist herzerweichend. Beispiele dafür gibt es unzählige.

Ich selbst erkenne dieses Phänomen bei meinen Schülern am laufenden Band. Sag ich zu jemandem, er möge mir etwas dort und dort hinlegen, dann hört die Betroffene Person, sie solle das Stück an einem völlig anderen Ort ablegen und will mir nicht glauben, dass ich es nicht genauso gesagt hätte.

Ein besonderes Beispiel dieser Art brachte einmal mein Guru, Guru Vajradhara Chamgon Kenting Tai Situpa: Einmal kam ein Schüler zu ihm mit einem Fisch, der eingewickelt war und wollte, dass Rinpoche ihm diesen über den Kopf ziehe, so, wie Tilopa das mit Naropa getan habe. Mein Guru erwiderte: “Wer hat Dir das so erzählt?” Daraufhin der Schüler: “Sie waren das!” “Nein, das war ich mitnichten! “Doch!” Damals lachten alle im Schreinraum und fanden es absurd, dass dieser Schüler diese heilige Biographie sich so verdreht gemerkt hatte, denn  jeder weiß, dass Tilopa Naropa dessen Sandale über den Kopf zog, um denselben frei aller Konzepte zur letztendlichen Erleuchtung erwachen zu lassen.

Unsere Neurosen, unser Schleier verhindern, dass wir die Dinge so sehen, wie sie sind, die Dinge so begreifen, wie sie wirklich sind. Wir können wir nicht wegdenken oder wegwünschen. Wir können sie nur verwandeln. Die Mittel und Wege, dies zu bewerkstelligen, hat uns Buddha hinterlassen. Wir können sie durch und mit Hilfe der Linie erhalten. Indem wir sorgfältig, unvoreingenommen und mit Vertrauen zuhören, Erhaltenes aktiv in die Tat umsetzen und anwenden und mittels selbigen Segens selbst Buddha werden.